Noe berichtet über seine Geschichte und seinen Alltag als Besucher der Tagesstruktur St.Gallen.
Noe Knudsen ist 22 Jahre alt und auf der Suche. Auf der Suche nach
einem Beruf. Er hat Bäcker gelernt, sagt aber: «Ich bin kein Morgenmensch.» Er ist auf der Suche nach seiner Identität: «In der Pubertät merkte ich, dass ich kein Mädchen bin, aber ich bin auch kein Bub-Bub.»
Dreimal die Woche besucht Noe die Tagesstruktur an der Bedastrasse in St.Gallen. Hierhin kommt er gerne, «die Leute sind nett und wir lachen viel», sagt er. Und auf die Frage, was er hier denn so mache: «Ich bin einfach hier, manchmal mache ich ein Puzzle, manchmal spiele ich.» Gesellschaftsspiele sind seine Leidenschaft, Uno, Skip-Bo, Dog oder Rummikub. Schon als Kind hat er viel und gerne gespielt, mit seiner Oma, mit den Tanten oder Cousins. Das war gemütlich. Nur die Mutter spielt nicht so gern. Mit ihr wohnt er zusammen. Sie ist arbeitslos, er ebenfalls. Da fehlt dann manchmal die Struktur und ausschlafen bis zum Mittag kann zur Gewohnheit werden. Vor drei Jahren hat er seinen Job aufgegeben. Er hatte eine Lehre als Bäcker gemacht und auch abgeschlossen, aber das sei die falsche Berufswahl gewesen. «Ich hatte damals keine Idee, was ich werden sollte, da habe ich einfach irgendeine Lehrstelle genommen.» Auch heute fehlt ihm die Idee, ob und welchen Beruf er neu erlernen könnte.
Noe kam als Mädchen zur Welt – Noe ist der zweite Name. Als Kind sei er nicht wie ein Bube gewesen, aber in der Pubertät, als sich der
Körper zu verändern begann, da habe er gespürt, dass er nicht weiblich sei. «Ich würde mich als männlich bezeichnen – oder vielleicht als nicht-binär.» Mit 18 Jahren habe er seine Verwirrung bezüglich des Geschlechtes ausgesprochen, das sei auf gute Resonanz gestossen, gerade auch bei seiner Mutter, sie sei ein offener Mensch. Sie war es auch, «die mich mit elf oder zwölf Jahren in eine Therapie steckte», sagt Noe, «meine Eltern hatten damals das Gefühl, es gehe mir nicht gut».
Die Therapeutinnen sind ihm treu geblieben, bis heute, Noe aber bleibt skeptisch: «Ich glaube, die finden mich schwierig.» Immerhin waren es die Therapeuten der Tagesklinik, die schauten, «wo sie mich versorgen können», und auf die Idee mit der Tagesstruktur des Förderraums kamen. Nun besucht Noe also seit gut einem Jahr die Tagesstruktur Bedastrasse. Zurzeit liest Noe viel. Sein Wunsch/ Traum für die Zukunft wäre es, selber ein Buch zu schreiben. Die Ideen dazu hat er bereits im Kopf. Wir vom Förderraum geben Noe Knudsen gerne die Struktur, die er braucht und dabei auch die Freiheit, bei uns einfach «hier zu sein».
Möchten Sie mehr über unsere Angebote der Tagesstruktur erfahren?
Förderraum, Tagesstruktur St.Gallen
Petra Volken, Leitung Tagesstruktur
Bedastrasse 3, 9000 St.Gallen
(vis-à-vis Kantonsspital)
071 242 20 90
petra.volken@foerderraum.ch