3 Fragen an... Franziska Knechtle, Leiterin Klar.Doch. Büroservice, zur neuen KV-Reform
In unserer neuen Serie "3 Fragen an..." geben Expertinnen und Experten aus dem Förderraum Einblick in ihre Erfahrungen und Einschätzungen zu aktuellen Themen. Den Anfang macht Franziska Knechtle, Leiterin vom Klar.Doch. Büroservice. Sie gibt Auskunft zu Fragen rund um die aktuelle KV-Reform, welche alle Betriebe und Jugendlichen mit Lehrbeginn im August 2023 betrifft.
Was ändert sich ab Lehrbeginn August 2023 konkret mit der KV-Reform – für euch als Ausbildungsbetrieb und für die Lernenden?
Mit der neuen Ausbildung sprechen wir nicht mehr von Pflicht- und Wahlpflichtzielen, sondern von Handlungskompetenzen, die erworben werden müssen. In der EBA-Ausbildung sind dies 40 Handlungskompetenzen und in der EFZ-Ausbildung 64 Handlungskompetenzen, die in 5 Kompetenzbereiche aufgeteilt:
«Handeln in agilen Arbeits- und Organisationsformen»
«Interagieren in einem vernetzten Arbeitsumfeld»
«Koordinieren von unternehmerischen Arbeitsprozessen»
«Gestalten von Kunden- und Lieferantenbeziehungen»
«Einsetzen von Technologien der digitalen Arbeitswelt»
Es ist festgelegt, zu welchem Zeitpunkt diese Kompetenzen an den 3 Lernorten (Schule, üK und Betrieb) erworben werden sollen. Am Arbeitsplatz sind neben der täglichen Arbeit 40 bzw. 64 Praxisaufträge zu lösen. Zu jedem Praxisauftrag erstellt der/die Lernende eine Werkschau auf Konvink - der digitalen Ausbildungsplattform. Die Lernenden werden viel Eigenverantwortung übernehmen müssen. Darin sehen wir eine große Herausforderung. Das Erlernen genau dieser Eigenverantwortung ist während der Ausbildung in verschiedenen Zusammenhängen immer wieder ein Thema.
Die Lernenden können in der Schule zwischen dem Wahlpflichtbereich 1 und 2 wählen. Im Wahlpflichtbereich 1 entwickeln die Lernenden Kompetenzen in Französisch bis Niveau B1. Das bedeutet, dass sie sich im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfeld schriftlich und mündlich gewandt ausdrücken können. Im Wahlpflichtbereit 2 erwerben die Lernenden die Kompetenz, sich in einem mehrsprachigen Arbeitsumfeld zu verständigen und in einem interkulturellen Kontext situationsgerecht zu agieren. Das Französisch wird gefestigt und ausgebaut. Das Ziel ist, dass sich die angehenden Kaufleute im beruflichen Umfeld auf Französisch schriftlich und mündlich verständigen können. Im 2. Lehrjahr steht die Arbeit am individuellen Projekt im Vordergrund.
Eine Reform klingt immer etwas abstrakt und ihr musstest das für die Umsetzung im praktischen Alltag runterbrechen. Wie seid ihr das angegangen?
Wir haben uns die Handlungskompetenzen mit den dazugehörigen 40/64 Praxisaufträgen angeschaut und in jedem Team beurteilt, ob diese dort bearbeitet werden können. Die meisten Kompetenzen können in allen Teams erworben werden. Einige wenige werden wir theoretisch bearbeiten müssen. Zum Glück können wir mit einem Jahrgang und wenigen Lernenden beginnen, so dass wir gute Erfahrungen sammeln und in einem halben Jahr erste Anpassungen vornehmen können.
Welche Chancen siehst du für die Ausbildung der Jugendlichen mit der neuen KV-Reform?
Auf der einen Seite sehe ich die Chance, dass sie sich vor allem persönlich in ihrer Eigeninitiative weiterentwickeln können. Sie werden lernen, sich etwas selbst zu erarbeiten, ohne alles vorgesetzt zu bekommen. Auf der anderen Seite ist es aber auch eine Herausforderung für uns, dies sinnvoll zu begleiten.
Auch die Arbeit mit der Konvink-Plattform wird für alle Seiten anspruchsvoll sein. Auf der einen Seite gibt es sehr viel Eigenverantwortung, auf der anderen Seite ist es ein Instrument, um Kompetenzen zu bewerten. Selbst- und Fremdeinschätzung wird auf jeden Fall ein wichtiges Thema werden.
Vielen Dank für den Einblick in dieses aktuelle Thema!
Haben Sie Fragen zur kaufmännischen Ausbildung im Förderraum?
Dann steht Ihnen Franziska Knechtle, Leiterin Klar.Doch. Büroservice, gerne zur Verfügung.